Die wirklich wichtigen Fragen

Montagabend. Ich sitze im Zug. 120 Minuten Verspätung, die letzte S-Bahn ist mit Sicherheit schon abgefahren, wenn ich in Hamburg ankomme. Für mich bedeutet das mal wieder viel Zeit zum Nachdenken. Mein Buch für die Uni, habe ich inzwischen zur Seite gelegt, es beschäftigen mich andere Sachen. Ich sehe es schon wieder vor mir. Morgen früh sitze ich in der Vorlesung für Wirtschafts- und Sozialstatistik. Die Frage wird lauten: „Wie waren deine Pfingstferien?“ Nun, ich habe lange Zeit den Ansatz vertreten, es gäbe keine „dummen“ Fragen. Ob eine Frage „dumm“ ist hängt selbstverständlich immer vom stets subjektiven Weltblick der jeweiligen Person ab. Aus meiner Sicht, zählt ebendiese Frage jedoch inzwischen zu denen, die ich nicht mehr beantworten möchte. Grund dafür ist folgender: Ich kann die Frage nicht wirklich beantworten, weil ich einigen Erlebnissen verbal nicht gerecht werden kann. Folge dessen ist, dass ich die Frage einfach mit einem „Mega cool“ abtue. Eigentlich ist es jedoch eine Beleidigung für meine Pfingstferien sie auf zwei umgangssprachliche Floskeln zu reduzieren, die jeder individuell anders definiert. „Mega cool“ kann irgendwie alles und nichts sein. Angemessene Beschreibungen wie „intergalaktisch“, „über nz nz“, „moggig“ oder „mogskalativ“, liegen leider nicht im definierten Bereich des gängigen Wortschatzes. Man könnte meinen, dass ich die umgangssprachliche Umschreibung auch einfach durch eine umfangreiche Beschreibung ersetzen könnte. Naja, realistisch gesehen interessiert es aber keinen. Nach fünf Minuten möchte sich keiner mehr anhören, was ich erlebt habe, welche Erkenntnisse ich gewonnen habe, was mich beschäftigt und wie viel Liebe mir widerfahren ist. Ich möchte keinen dafür verurteilen mir mit mangelndem Interesse entgegenzukommen, aber Fakt ist, die Frage ist in den meisten Fällen absolut halbherzig gestellt und findet ihren Ursprung in dem Wunsch gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden. Die Frage nach den Ferien eignet sich eben gut als Small-Talk Anregung. Jedoch verkennt sie die tatsächliche Bedeutung dieser Frage. Es wird eine Antwort auf eine Frage erwartet, die man in zwanzig Büchern nicht beantworten könnte, weil mit der Frage Themen angerissen werden, die sich nicht in zwei Sätzen abhandeln lassen. Die Frage provoziert eine unvollständige und unangemessene Antwort und gegenteiliges ist unerwünscht. Warum wird diese Frage jedoch ständig gestellt? Damit man sich profilieren kann? Oder aus tatsächlichem Interesse? Ich lasse die Fragen als Anregung offen.

Ich glaube einige Menschen in meinem Umfeld halten mich für verrückt, andere wiederum wissen, dass ich es auch bin. Als ständig umherreisender Weltenbummler, der jedes Wochenende Freunde besucht, stoße ich hin und wieder auf Unverständnis, warum ich das tue und so viel Zeit, Geld, Energie und Liebe dort hinein investiere. Aber die Antwort ist so naheliegend. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Sein Charakter bildet sind maßgeblich durch sein Umfeld, also seine sozialen Systeme, in denen er sich befindet. Andererseits fühlt er sich den dem Umfeld, welches sich mit vielen seiner eigenen Werte und Normen überschneidet besonders wohl. Wenn ich nun weiß, dass ich durch mein soziales Umfeld geprägt werde, dann tut es meiner Seele doch gut, wenn ich mir ein Umfeld aus Menschen, die ich liebe schaffe. Von welchen ich Menschen ich rede versteht sich vermutlich von selbst. Ich habe den MoGs inzwischen häufig genug meine bedingungslos Liebe erklärt.

Und genau das führt mich wieder zu den grundsätzlichen Fragen des Lebens. Worum geht es überhaupt in unserem Dasein? Sind wir nur ein Teil des großen Ganzen und sollten individuelle Bedürfnisse zurückstellen? Oder ist das große Ganze geprägt durch die individuellen Bedürfnisse der Individuen? Was ist wichtiger: Kurzfristige Glücksmomente oder langfristige Sicherheit? Wo finden Liebe, Glück, Erfolg, Geld und Freude Platz in diesen Lebenskonstrukten? Sind wir der kantschen „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ entrungen und haben wir selbst einen Einfluss auf den Weg und vielleicht sogar das Ziel unseres Lebens? Woher wissen wir überhaupt, wann wir am Ziel des Lebens angekommen sind?

Das sind Fragen, die mich Beschäftigen und über die ich nachdenken möchte. Ich habe auf einige auch schon Antworten. Das dies hier jedoch zu umfangreich, lade ich euch hiermit auf ein Bier ein um über MoG und die Welt zu philosophieren.